(ö) Sagen und hören
Absolute Aussagen, also Sätze, die „alle“, „keine“, „nie“ oder „immer“ enthalten, sind eine kommunikative Katastrophe. Denn die Aussprechende zieht damit eine Mauer auf. Und nicht selten relativiert die Sagende ihre absolute Aussage, wenn die Hörende erklärt, wie hart, verletztend, unangenehem [you name it] sie die Botschaft aufgenommen hat. Und oft fällt dann der berühmte Satz: „Aber du weißt doch, wie ich bin und dass es so nicht gemeint war.“ Ja, vielleicht weiß die Hörende das Gesagte einzuordnen, ABER was ist das für eine rücksichtslose Haltung: „Ich bin wie ich bin. Ich nehme keine Rücksicht auf die anderen. Sollen sie halt damit klar kommen.“ Die Sagende überträgt damit die Verantwortung für ihre Aussage und wie sie wahrgenommen wird auf die Hörende. Und das ist halt ein extrem uncooler Move.
Das gilt auch für beleidigende, herabwürdigende Aussagen, die gerne mal im Streit getroffen werdne und dann mit dem berüchtigten Affekt entschuldigt, ja sogar zurück genommen werden. Ich bin an der Stelle Team „Gesagt ist gesagt“ und finde nicht, dass eine das Gesagte zurücknehmen kann. Entschuldigen von mir aus, heißt aber auch nicht, dass die Betroffene die Entschuldigung annehmen muss. Nach 7 Jahren Beziehung mit dem KV und einem Jahr Therapie steht für mich leider fest: Im Affekt Gesagtes ist in der Regel eine Wahrheit, die die Gesagte in sich trägt und glaubt.*
Und so wenig nachtragend ich bin, so wenig bereit bin ich bestimmte Aussagen zu vergessen oder zu entschuldigen.
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* Und ja, so etwas können die Personen auch denken, ohne es auszusprechen. Und genau das ist der Unterschied, denn im Nicht-Aussprechen eines solchen Gedankens liegt auch ein großer Reflexions-Moment.